BESTSELLER MIT GROSSEN HAUBEN

¨Erste Lkw-Nachkriegsentwicklung von Daimler-Benz

¨Bestseller in der Zeit des Wirtschaftswunders

¨Welterfolg in Europa, Asien und Südamerika

Stuttgart. Er ist so alt wie die Bundesrepublik Deutschland, und er steht als Symbol für die Zeit des Wirtschaftswunders:

Vor 50 Jahren präsentierte die damalige Daimler-Benz AG den leichten Lastwagen L 3250. Die erste Nutzfahrzeug-Nachkriegsent-wicklung des Konzerns feierte ihre Premiere bereits im Mai 1949 auf der Exportausstellung in Hannover, Vorläuferin der heutigen Hannover Messe Industrie.

In der zweiten Jahreshälfte 19L 325049 begann die Serienproduktion, zuerst mit dem Pritschenwagen, auf den im Herbst der Kipper folgte. In kürzester Zeit entwickelte sich der L 3250 zum Bestseller seiner Klasse. Die Rolle des Marktführers spielte der L 3250 und die von ihm begründete Baureihe leichter Lkw souverän bis zur Ablösung der überaus beliebten Fahrzeuge im Jahr 1961.

Optisch reichte der erste neue Lkw der Daimler-Benz AG sogar zurück in die Vorkriegszeit: Das rundliche Ganzmetall-Fahrerhaus mit einem Holzrahmen trat in sehr ähnlicher Form bereits Ende der dreißiger Jahre in Erscheinung. 1949 fiel neben zahlreichen Detailänderungen vor allem die leicht abgerundete, zeitlos gestaltete Motorhaube ins Auge. Unter ihr steckte moderne Technik: Gleichzeitig mit dem neuen Lkw trat der ebenfalls neu entwickelte Sechszylinder-Dieselmotor OM 312 mit 90 PS aus 4,58 Liter Hubraum seinen Siegeszug um die Welt an.

Die Zahl in der Typenbezeichnung des L 3250 steht für die Nutzlast des kompletten Lkw mit Pritschenaufbau. 3,25 Tonnen Nutzlast bei nur 6,21 Tonnen Gesamtgewicht waren vor 50 Jahren ein enorm günstiger Wert und sind auch heute (bei unvergleichlich aufwendigerer Ausstattung aktueller Lastwagen) kaum erreichbar.

L 3250 

Fahreigenschaften nahezu auf zeitgenössischem Pkw-Niveau

Für seine Zeit jedoch erhielt der L 3250 eine gute Mitgift. Da war das Fahrerhaus mit einer dreisitzigen Bank und der selbst bei Pkw nicht selbstverständlichen Heizung. Oder die vom öffnenden Dreiecksfenster mit innen angebrachten Windabweiser aus Glas. Sowohl die Optik mit der einteiligen Frontscheibe als auch die Technik mit dem laufruhigen SechszylinderDieselmotor waren ihrer Zeit voraus. Die Fahreigenschaften ließen gar einen Vergleich mit Pkw´s zu. “Der neue Mercedes-Benz-Lastkraftwagen fügt sich dem modernen flüssigen Schnellverkehr spielend ein, hat Temperament, Wendigkeit und Schnelligkeit des Personenwagens, dabei die enorme Wirtschaftlichkeit des kultivierten Dieselmotors und die robuste Zuverlässigkeit einer bis in die letzten Einzelheiten ausgeteilten Konstruktion”, lobte ein Prospekt.

Zeitgleich kamen der O 3250 und O 3500

Die meisten Omnibusse jener Zeit konnten trotz eines niedrigen Rahmens Gemeinsamkeiten mit dem Lkw nicht verleugnen. Der Motor saß vorne, der Fahrer blickte über eine mitunter imposante Motorhaube auf die Straße, die in aller Regel noch keine Autobahn war. Im Mai 1949 kam im Werk Sindelfingen der O 3250 auf die Welt, der erste neu entwickelte Mercedes-Benz Omnibus nach Ende des Zweiten Weltkriegs, in vielen Punkten eng verwandt mit dem gleichfalls neuen Lkw L 3250. Wie beim Lkw erhöhten die Konstrukteure zum Jahreswechsel 1949/50 auch beim Omnibus die Nutzlast. Das Ergebnis war der berühmte O 3500.
0 3500

O 3500: Bestseller mit Panorama-Aussicht

 

Auf Anhieb entwickelte sich der O 3500 zum meistgekauften Omnibus der damaligen Zeit. Mit seiner Länge von 8,6 Metern und acht Tonnen Gesamtgewicht würde man ihn heute als Midibus einordnen: Im ersten Prospekt von 1950 ließen sich 29 Fahrgastsitze zählen. Falls sie nicht ausreichten, konnten Busunternehmer den O 3500 mit weiteren sieben Klappsitzen bestellen, sechs davon im Mittelgang angeordnet. Derartige Plätze waren damals ebenso üblich wie die wahlweise lieferbare Dachrandverglasung.

Mitte der Fünfziger: neue Bezeichnungen, Internationale Karriere

Mitte der fünfziger Jahre begann auch die internationale Karriere der leichten Hauben-Baureihe. Indien und Brasilien (dazu zeitweilig Argentinien) hießen die Standorte, an denen die Lkw weit länger gefertigt wurden als an ihrem deutschen Ursprungsort im Werk Mannheim.
L 3250

OM 312Dort, im früheren “Benz-Werk”, liefen die letzten Modelle im Mai 1961 vom Band, endete in Europa seine erfolgreiche Laufbahn. Bis dahin belief sich die Produktion der Haubenwagen auf 145.739 Exemplare, hinzu kamen 37.366 davon abgeleitete Frontlenker. Fast ein Viertel dieser Fahrzeuge wurde in Form von Teilesätzen nach Brasilien, Argentinien und Indien verschafft.

In einem der letzten Prospekte von 1960 hieß es über den L 311: “Für die günstigen Betriebskosten des Fahrzeugs ist der niedrige Anschaffungspreis ebenso maßgeblich wie der geringe Kraftstoffverbrauch, seine Anspruchslosigkeit in der Pflege und seine unübertroffen lange Lebensdauer”. Kein Wunder; dass sich der L 3250 und die von ihm begründete Baureihe als Volltreffer in Nachkriegs- und Wirtschaftswunderzeit erwiesen hat.